Neuigkeiten von unserem beliebten und dubiosen Stablecoin Tether (USDT): Laut einer neuen Nachricht zeichnen allein zwei Unternehmen für die Schaffung von zwei Drittel aller Tether-Dollar verantwortlich. Für die Glaubwürdigkeit von Tether ist diese Nachricht unschätzbar wertvoll.
Mit den Tether-Skeptikern ist es so eine Sache. Man schaue zum Beispiel bei Twitter unter das Hashtag #Tether. Dort wird man eine Lawine von Tweets finden, die beschwören und beteuern, dass Tether Betrug ist, und die mit dem Finger in jeder Lücke der Story von Tether bohren.
Auch die neueste Nachricht über Tether bringt Langzeit- und Dauerskeptiker wie Bitfinex’ed oder Bennett Tomlin nicht von ihren Zweifeln ab. Dabei hinterlegt die Nachricht, falls sie denn wahr ist, so eindeutig das, was die Tether-Skeptiker in der Dauerschleife singen – dass die Dollar-Stablecoins nicht gedeckt, sondern aus heißer Luft geblasen sind. Das ist jetzt schon beinah offiziell falsch.
Die Nachricht ist ein „Scoop“ von Protos.com, einem Crypto-Magazin. Die Autoren berufen sich auf „Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind“. Ihnen zufolge wurden zwei Drittel aller Tether, die in den letzten Jahren erzeugt wurden, von nur zwei Unternehmen gekauft: Alameda Research und Cumberland. Bei derzeit gut 80 Milliarden Tether-Dollar wären das Token im Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar.
Der größte Kunde von Tether ist mit etwas mehr als einem Drittel aller USDT Cumberland Global, eine Tochterfirma der Trading-Gesellschaft DRW aus Chicago. Die in inneren Krypto-Zirkeln angeblich wohlbekannte Firma hüllt sich in der Öffentlichkeit weitgehend in Schweigen. DRW gilt als einer der größten Trader im Finanzwesen. Protos zitiert die Financial Times, die DRW als „eine wichtige Quelle des Volumens auf den größten Future-Börsen der Welt“ bezeichnet.
Mit der 2014 gegründeten Tochterfirma Cumberland wurde DRW zu einem der größten Bereitsteller von Liquidität auf den Krypto-Märkten. Protos meint, sogar mit Abstand der größte – dank der Tether-Dollar. Nur wenige Details sind bekannt, doch es scheint, als fokusiere sich Cumberland darauf, „finanzielle Institutionen und High-Net-Individuals“ in Krypto einzuführen.
Mit der Rolle von Cumberland in Krypto beschäftigte sich schon 2018 ein Blogpost. Laut diesem hat DRW die Tochterfirma 2014 als „Cumberland Mining“ gegründet. Wie wir auch berichtet haben, hat Cumberland damals einen Teil der Silk-Road-Coins erworben, die die US-Regierung ab 2014 verkauft hat. Insgesamt habe Cumberland damals 70.000 Bitcoins erworben. Das Post von 2018 berichtet, dass Cumberland allein im Jahr 2017 ein Handelsvolumen von 20 Milliarden Dollar gestemmt habe. Die Firma handelte damals 30 Kryptowährungen und beinah 500 Währungspaare und sei teilweise in ICOs involviert. Wegen dieser Breite und Tiefe fragt das Post, ob Cumberland den Krypto-Markt eingekreist habe.
Beinah ebenso viele Tether ließ Alameda Research erschaffen. Die Investment-Firma ist auch die Muttergesellschaft von FTX, einer Krypto-Derviate-Börse. Gegründet wurde Alameda von Sam Bankmann-Fried, einem ehemaligen Börsentrader, der angeblich schon mit 29-Jahren zum Krypto-Milliardär wurde. Die Tether-Dollar ließ Alameda vor allem nach der Gründung von FTX prägen, vermutlich, um dort für Handelsvolumen zu sorgen. Protos vermutet, dass Alameda die Tether auf ähnliche Weise verwendet wie Cumberland: Um auf den zahlreichen Märkten, auf denen die Firma handelt, Liquidität bereit zu stellen.
Darüber hinaus tritt Alameda als Wagniskapitalgeber der Krypto-Branche auf. In dieser Funktion können die Tether-Dollar ein gutes Mittel sein, um unabhängig von Banken Startups mit Kapital in einer stabilen bzw. vertrauten Währung zu versorgen.
Gerade die Bereitstellung von Liquidität ergibt viel Sinn, da sich damit auf den teils wilden Kryptomärkten fortlaufend und automatisiert kleine Gewinne realisieren lassen. Wenn man zudem Währungspaare auf verschiedenen Börsen hält, kann man dadurch auch Arbitrage abschöpfen, also Gewinn aus den Preisunterschieden auf verschiedenen Börsen schlagen. Die Tether-Dollar sind dafür ein unschlagbar praktisches Werkzeug, das vor dem Aufstieg der Circle-Dollar im Kryptoraum alternativlos war. Indem Unternehmen wie Cumberland oder Alameda einmal Geld überweisen – an Tether – erhalten sie Token, sie sie im kompletten Krypto-Raum unabhängig von Banken und beinah in Echtzeit überweisen können.
Für jemanden, der die Krypto-Börsen mit Liquidität versorgen und Arbitrage abschöpfen will, sind Tether-Dollar so viel mehr wert als normale Dollar. Und sowohl Cumberland als auch Alameda dürften große Mengen Kapital zur Verfügung haben: Einerseits, weil sie schon früh große Mengen Bitcoins erworben haben, zweitens, weil sie auch mit Altcoins spekuliert haben, was, wenn man es richtig macht, die Gewinne noch vervielfältigt, und drittens, weil sie mit den Tether-Dollarn ein lukratives Geschäftsmodell verfolgen. Als Tochter von DRW dürfte Cumberland zudem einen guten Draht zu den Geldbörsen von Institutionen und den Superreichen haben.
Die ganze Geschichte geht also auf. Ich bin ja in Sachen Tether schon lange optimistisch. Aber diese Nachricht dürfte mehr als alles ein Zeichen dafür sein, dass die Tether-Dollar viel solider sind, als bisher selbst Optimisten wie ich geglaubt haben. Bisher sind die Informationen noch nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Dies spricht für ihre Korrektheit.
Das Magazin Protos hebt noch hervor, dass sowohl Cumberland als auch Alameda nur sehr geringe Mengen der Tether, die sie erworben haben, wieder in Bank-Dollar eingelöst haben. Warum sollten sie auch? Damit scheint also bei den Besitzern oder Prägern von zwei Drittel aller Tether kein Bedarf danach zu bestehen, die Coins zu wechseln. Die Neuausgabe von Tether übersteigt die Einlösung um den Faktor 20. Dies dürfte die Gefahr für einen Bankrun extrem gering machen.
Die Skeptiker und Fudder werden sich davon natürlich nicht abbringen lassen. Sie sind schon jetzt dabei, das Tor ein weiteres Mal zu verschieben, und Gründe zu finden, warum diese Nachricht genau all das bestätigt, was sie vorher verbreitet haben.
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