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Kryptokoll

Kryptowährungen Am Besten Erklärt 2021

Wenn die Kurse tanzen und die Wale halten

Mai 20, 2021

Bitcoin-Preis in Euro am 19. und 20. Mai nach TradingView

Gestern war ein rekordträchtiger Tag. Der Kurs brach ein, und der Kurs stieg wieder. So viel Bewegung war selten auf den Märkten, vielleicht noch nie. Aber war es ein schwarzer Mittwoch – oder ein weißer? Die Bestätigung des Bärenmarktes – oder seine Widerlegung? Wir sammeln einige Spuren …

Was für ein Tag. Wenn wir uns die absoluten Zahlen anschauen, sah Bitcoin gestern den stärksten Einbruch aller Zeiten — aber auch den stärksten Ausbruch.

In der Nacht, als dieser bemerkenswerte Tag anbrach, stand der Kurs noch bei gut 35.000 Euro. Die Tendenz nach unten war zu diesem Zeitpunkt schon klar erkennbar; die Anzeichen, dass der Bullenmarkt seinen Zenit überschritten hatte, waren zu gut sichtbar. Darauf reagierten die Märkte dann auch.

Am späten Vormittag war der Preis bereits auf 33.000 Euro gesunken, von wo aus er weiter auf 32.000 hinabstieg. Zwischen 13:10 Uhr und 13:30 kam es zum ersten erste Einsturz, der den Kurs um 2.500 Euro auf etwa 29.500 drückte. Aber das war erst das Vorspiel. Nach einer Erholung zurück auf 31.600 stürzte der Preis zwischen 14:00 und 15:00 auf bis zu 25.000 Euro.

Zusammengefasst: Innerhalb von 15 Stunden hat Bitcoin 10.000 Euro verloren, und innerhalb einer einzigen Stunde 6.500 Euro. In absoluten Zahlen ist das mit Abstand der schärfste und heftigste Bitcoin-Crash aller Zeiten.

Viele Medien griffen diese Vorlage natürlich dankend auf: „Bitcoin im freien Fall – eine Billion Dollar am Kryptomarkt verbrannt“ titelte das Manager Magazin, während N-TV erstaunlicherweise schreibt „Bitcoin-Crash setzt der Wall Street zu“ und gar spekuliert, dass der Bitcoin Crash die US-Börsen mit sich nach unten gerissen habe. Auch Spiegel Online berichtet über den Einsturz um 20 Prozent, und auch hier befindet sich Bitcoin „im freien Fall“, wohingegen der Aktionär von einem Blutbad und von Panikverkäufen berichtet.

Allerdings waren Blutbäder, freie Fälle und Panikverkäufe bereits vorbei, als die deutschen Verlage ihre Nachrichten online gestellt hatten. Der Wirtschaftswoche gebührt die Ehre, dies schon erkannt zu haben, wenn sie nicht nur über den Crash berichtet, sondern im selben Absatz auch ihre Leser auffordert, zu erkennen, dass wir nun „Kaufkurse“ haben.

Nachdem also bei 25.000 Euro ein (vorläufiger, tagesaktueller) Boden mit Kaufkursen gefunden war, schnellte der Preis wieder nach oben. Die Erholung war beispiellos: In den 30 Minuten zwischen 15:10 und 15:40 sprang Bitcoin zurück auf 30.500 Euro – ein Sprung um 5.500 Euro. Nach einigem Hin- und Her bildete der Preis eine Spitze bei knapp 35.000 Euro – also beinah wieder da, wo er an diesem Tag angefangen hatte – um dann hin und her pendelnd bei derzeit gut 32.000 oder 33.000 anzukommen.

Was soll man dazu sagen? Ich hoffe, ihr habt nicht vor Schreck und Freude zu viel Kaffee verschüttet und die richtigen Trades gesetzt oder euch zumindest nicht von Spiegel-Manager Magazin-und-Aktionär zu einem Panikverkauf am Boden hinreissen lassen.

Noch nie hat Bitcoin in absoluten Zahlen solche Sprünge gemacht. Auch relativ gesehen gehört der Verlust von bis zu 28 Prozent an einem Tag oder 19 Prozent in einer Stunde zu den eher seltenen Ereignissen. Kein Wunder verzeichneten die Börsen laut Coinmarketcap das höchste Handelsvolumen aller Zeiten.

Die grauen Säulen unten sind das Handelsvolumen. Quelle: Coinmarketcap.com

Wir hatten also den Crash, den alle erwartet hatten – aber auch eine Erholung, die stärker ausfiel, als die meisten erwartet hatten. Auf der einen Seite hat sich damit die Befürchtung, in einem Bärenmarkt angekommen zu sein, bestätigt – und auf der anderen Seite wurde sie nur Minuten darauf wieder hinterfragt. So wissen wir weiterhin nicht viel.

Ist das jetzt der Auftakt zum Bärenmarkt, der mit einem heftigen, aber an sich typischen Abfedern beginnt? Oder ist dies vielmehr der Auftakt zu einer Fortsetzung des Bullenmarktes, indem selbst eine so starke Offensive der Bären – also ein so starker Einbruch – mit einem gewaltigen Abfedern gekontert wird? Geht es jetzt erst richtig los, nachdem eine gesunde Korrektur stattfand und Sorgen vor allzu heftigen Einbrüchen zerstreut wurden? War es ein schwarzer Mittwoch oder ein strahlend weißer? — Mir fällt es schwer, mich auf eine Antwort festzulegen, und kann von meiner Perspektive aus nur zaghaft-feige dazu raten, sich so aufzustellen, dass man weder im einen noch im anderen Szenario (zu viel) verliert. Ich denke, in dieser Situation können einzelne, mächtige Ereignisse – ein wichtiger Staat verbietet Bitcoin, ein großes Unternehmen investiert – den Markt in die eine oder andere Richtung drücken.

Was wir wissen, ist, immerhin, dass der Markt gestern von einigen „Diamant-Händen“ aufgefangen und von „Käufern der letzten Instanz“ gestützt wurde. Es gibt im Kryptomarkt mittlerweile genügend Akteure, die standhaft halten und im Zweifel bereit sind, den Kurs mit großen Kapitalmengen zu halten, wenn er fällt. Ein Hinweis darauf, was geschah, zeigt ein Chart von Glassnode über ein- und ausgehende Coins auf Börsen.

Laut dem Chart hatte die Börse Binance zuerst die höchsten Einzahlungen aller Zeiten – und dann die höchsten Auszahlungen an einem Tag. Die einen Wale haben in Massen verkauft, die anderen Wale haben gekauft. Sollten die Coins nicht von einer Tasche in die andere gewandert sein, fand gestern ein gewaltiger Transfer von Vermögen statt.

Von einigen Walen ist bekannt, dass sie nachgekauft haben. Justin Sun, der Gründer der Kryptowährung Tron, hat beispielsweise kräftig zugelangt. Laut eigener Aussage hat er 4.145 Bitcoins für gut 150 Millionen Dollar und gut 54.000 Ether für 135 Millionen Dollar gekauft.

Michael Saylor, der permabullische Chef von MicroStrategy und das laseraugenleuchtende Idol aller Hodler, hat zumindest nicht verkauft und verspricht, das niemals zu tun. Wenn man seine Tweets abgleicht, und er gestern sagt, er habe nun Kontrolle über 111.000 Bitcoins, legt das nahe, dass er gestern ebenfalls nachgekauft hat.

Elon Musk schließlich, der als Tesla-CEO eine riesige Bitcoin-Schatzkammer hütet, tweetete einfach nur „Tesla has“ gefolgt von einem Diamant- und einem Hand-Icon: Tesla habe Diamanthände – Hände, die nicht zittern, wenn es stürmisch wird, sondern mit festem Griff halten, egal was passiert.

Auch wenn das nur dürftige Infos sind, die kaum an der Oberfläche kratzen: Das Fundament, auf dem dieser Bullenmarkt aufbaut – das Horten von Bitcoins durch große Schatzkammern und schwerreiche Akteure – kam gestern trotz des erdbebenhaften Einsturzes nichts ins Wanken. Und das darf man als gutes Zeichen werten, unabhängig davon, wie es ansonsten weitergeht.


Quelle: BitcoinBlog.de

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