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Was wurde eigentlich aus … dem Industry Recovery Fonds von Binance?

Apr 26, 2023

Ein Rettungsboot. Bild von A Guy Named Nyal via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Im November 2022, nachdem FTX kollabierte und das ganze Ökosystem mitzureissen drohte, legte die Börse Binance einen 1-Milliarden-Dollar Fonds auf, um die Branche zu stützen. Was wurde aus dem Projekt?

Ihr erinnert euch gewiss. Im November 2022 begann eine der dramatischsten Episoden in der Geschichte des Kryptomarktes, nachdem die Börse FTX über Nacht zusammengebrochen war und die Unsicherheit weite Kreise durchs ganze Ökosystem zog.

In diesem kritischen Moment hat Binance, die größte Krypto-Börse der Welt, eine “Industry Revocery Initiative” (IRI) aufgelegt, um strauchelnde Unternehmen mit einer Milliarde Dollar zu stützen. Falls nötigt, legte Binance kurz darauf nach, auch mit zwei Milliarden.

Der Fonds wurde am 24. November 2022 mit knapp einer Milliarden Binance-Dollar (BUSD) gegründet. Die Adresse auf Ethereum war von Anfang an öffentlich, so dass jeder prüfen konnte, was mit den Dollar-Token geschah.

Bald darauf schlossen sich 18 weitere Unternehmen an. Die meisten sind weniger bekannt, etwa Animoca Brands, Aptos Labs, Brooker Group, DWF Labs, GSR, Jump Crypto, Kronos und Polygon Ventures. Sie stellten im Vergleich zu Binance nur geringe Summen zur Verfügung, hoben die Rettungskasse des Fonds jedoch auf 1,1 Milliarden Dollar an.

Das war Ende November 2022. Wie ging es dann weiter?

14 Projekte unterstützt – nur eines ist bekannt

Zunächst geschah – nichts. Am 30. Dezember beschwerte sich jemand, dass der Fonds, dessen Adresse ja öffentlich einsehbar ist, bisher nur eine einzige ausgehende Transaktion hatte – eine Testüberweisung von 50 Dollar.

Es dauerte offenbar, bis die Initiative sich entschied, welche Projekte sie förderte und welche nicht. Erst im Februar gab Binance bekannt, dass der Fonds ein Unternehmen stützt: GOPAX, eine der Top-Börsen in Südkorea im Fiat-Krypto-Handel. Die Börse war geradezu bilderbuchartig in den Sog der FTX-Pleite gestürzt, indem ihr DeFi-Programm, gekoppelt an die mittlerweile insolvente Genesis Global Capital, einbrach. Das Investment der IRI in GOPAX half offenbar, die Liquidität zu erhalten. Eine Summe wird jedoch nicht genannt.

Aktuellen Angaben von Binance zufolge hat der IRI bisher 14 Projekte unterstützt, berichtet Binance am 24. Februar, und 57 weitere werden geprüft. Man weiß, dass beispielsweise eine Neuauflage von Terra (Luna) sich beworben hat. Doch welche Projekte bisher ein Investment erhielten, ist abgesehen von GOPAX nicht bekannt.

Maximale Transparenz

Im März wurde es interessant um die IRI. Nicht wegen der Investments, sondern wegen des Coins, indem Binance diesen hielt: die Binance Dollar, kurz BUSD.

Denn die US-Börsenaufsicht SEC hatte Paxos, die Herausgeberin der BUSD, angeklagt, da Paxos, natürlich, mit den Stablecoins eine unerlaubte Security, also ein unerlaubtes Wertpapier, vertrieben habe. Es ist zwar reichlich absurd, wie ein Stablecoin den Howey-Test passieren soll, der eine Security definiert, doch Paxos lenkte rasch ein. Das Unternehmen kündigte an, keine BUSD mehr herauszugeben und die Zusammenarbeit mit Binance zu beenden.

Seit diesem Moment an werden keine neuen BUSD mehr geschaffen, sondern nur noch welche vernichtet, nachdem sie gegen echte Dollar ausgelöst wurden. Der Stablecoin verschwindet, sukzessive und, hoffentlich, geordnet.

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Seit März sinkt die Marktkapitalisierung von BUSD beständig. Chart von coinmarketcap.com

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Seit März sinkt die Marktkapitalisierung von BUSD beständig. Chart von coinmarketcap.com

Chengpeng Zhao (CZ), der Chef von Binance, reagierte rasch. Er erklärte fast unmittelbar, die BUSD aus der IRI-Kasse in native Kryptowährungen zu wechseln, etwa BTC, BNB und ETH. Böse Zungen behaupten, der Wechsel der Dollartoken in die Binance-Token BNB seien quasi ein Investment in die eigenen Börse. Der Rettungsfonds rettet seinen Herausgeber.

Danach geschah etwas Faszinierendes: Zhao tweetete zunächst die Adresse der IRI, dann die Transaktion, durch welche er fast eine Milliarde BUSD an eine Wallet der Börse Binance (Binance 14) gesendet hatte.

Die 1-Milliarden-Dollar-Transaktion habe, schwärmt CZ eine halbe Minute später, nur 15 Sekunden gedauert und 1,29 Dollar an Gebühren gekostet. Und das am Montag-Morgen, noch bevor die Banken öffneten!

Und das beste: Ihr könnt es alle auf der Ethereum-Blockchain sehen. Die Transaktion ist öffentlich. 985 Millionen BUSD fließen an Binance 14, eine der Wallets der Börse, die derzeit fast eine halbe Million Ether enthält.

Wenn ihr jetzt nicht versteht, warum Krypto technologisch in einer ganz anderen Liga kickt wie Banken und Zahlungsdienstleister, so wie Kutschen und Autos, werdet ihr es niemals verstehen. Sorry.

Aber kommen wir zurück zur Industry Recovery Initiative.

Ein nebulöses Nachspiel

Binance-CEO CZ hatte also die Binance-Dollar auf eine Wallet von Binance gesendet, um sie dort gegen BTC, ETH, BNB und andere Kryptowährungen zu wechseln. Danach wurde es jedoch dunkel. Wie viele Bitcoins hat er gekauft? Wie viele Ether? Welche anderen Startups hat der IRI unterstützt?

Auf all diese Fragen haben wir keine konkreten Antworten, allenfalls Vermutungen aus dem Krypto-Flurfunk auf Twitter. Nach der maximalen Transparenz der BUSD-Transaktion hüllt sich der IRI in weitgehende Intransparenz.

Nachdem die 985 Millionen Dollar von der IRI-Wallet auf eine Wallet der Börse Binance gewandert sind, gingen von dort aus 322 Millionen Token auf eine „Repeater“-Wallet. Und diese, berichtet Patrick Tan am 23. April, überwies die BUSD vor kurzem in die Paxos Treasury Wallet.

Eventuell werden die Dollar-Token dort verbrannt und in Dollar auf einem Bankkonto umgewandelt. Das wäre eine naheliegende Vermutung. Doch die Marktkapitalisierung von BUSD bestätigt dies bisher noch nicht. Eventuell dauert der Prozess noch an.

Der Rest, 663 Millionen Dollar, bleibt jedoch bis auf weiteres in der Wallet von Binance. Warum? Hat Binance die Token mit Guthaben der User der Börse vermischt? Ist es nur schlechtes Wallet-Management, spekuliert Patrick Tan – oder haben die Dollar den Usern ursprünglich gehört? Hat Binance also das gemacht, was FTX wohl das Genick gebrochen hat – die Coins der User veruntreut?

Fairerweise muss man sagen, dass dies blanke Spekulation ist. Dass Binance die Guthaben des eigenen Fonds in transparenter Weise auf dieselbe Wallet überweist, die auch User benutzen, wenn sie Token auf die Börse einzahlen, spricht eigentlich vielmehr für Binance – dafür, dass die Börse eben nicht wie FTX ein doppeltes Spiel mit Kundengeldern spielt oder sich selbst bevorzugt.

Aber die 322 Millionen Dollar, die in der Schatzkammer von Paxos gelandet sind – warum? Möchte Binance nun doch lieber wieder richtige Dollar haben, anstatt, wie versprochen, die Guthaben des Fonds in Bitcoin, Ether und BNB zu wechseln? Gab es hier einen Richutngswechsel? Oder stützt Binance Paxos, das womöglich wegen der Klage der SEC nicht genügend Mittel mehr hat, um die BUSD geordnet abzuwickeln?

Und überhaupt – braucht es den Fonds überhaupt noch? Schließlich ist die Pleitewelle, die sich durchs Ökosystem zog, längst gestrandet. Wer jetzt tot ist, wird durch eine Kapitalspritze nicht wieder lebendig, und wer noch lebendig ist, wird es in diesem Marktumfeld vermutlich auch bleiben.


Quelle: BitcoinBlog.de

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